Was ist Kunsttherapie?

Die Kunsttherapie wurde im europäischen Raum und in Amerika von Psychotherapeuten unterschiedlichster Schulen und Künstlern entwickelt. In der Kunsttherapie steht der Prozess des Gestaltens im Vordergrund und die Hypothese, dass dieser Prozess selbst therapeutischen Charakter hat.

Die tiefenpsychologisch orientierten Schulen haben den Begriff Gestaltungstherapie dazugestellt. Hierbei wird im künstlerischen Gestalten hauptsächlich die Möglichkeit gesehen, Unbewusstes sichtbar zu machen, um dann psychotherapeutisch bearbeitet und integriert zu werden. Dabei kommt im Anschluss an das Malen der Sprache als Integrationsmedium eine bedeutende Rolle zu.

Therapieansatz und Arbeitsmethode:


Die Kunst- und Gestaltungstherapie lässt das Unbewusste sich lösen und befreien durch das Mittel des spontanen Ausdrucks, denn sie geht davon aus, dass sämtliche Ereignisse im Leben eines Menschen als Bilder in seinem Unterbewusstsein gespeichert sind.
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 Ihre Vorteile dabei sind: 

Malen und Modellieren erlauben leichter als Sprache einen direkten Ausdruck von Träumen, Fantasien und anderen Erfahrungen, die eher als Bilder denn als Worte auftauchen.

Ins Bild gebrachte Projektionen entkommen der inneren Zensur wesentlich leichter als verbal geäußerte, so dass der therapeutische Prozess beschleunigt wird.

Die Produkte sind dauerhaft und verändern sich nicht. Ihr Inhalt kann nicht durch Vergessen aus der Welt geschafft werden, und die Autorenschaft ist schwer zu leugnen. Einmal aus dem Unbewussten aufgetaucht arbeiten sie innerlich weiter.

Die Autonomie des*der Malenden wird gefördert. Er*sie lernt mehr und mehr, mit seinen eigenen Bildern umzugehen und sie für seine Heilung und Entwicklung einzusetzen. So ersetzt die Beziehung zu den Bildern (Innenwelt) langsam die Abhängigkeit vom Therapeut*in.

Oft entdecken die Malenden in ihren Bildern eine Kraft, Stärke und Lebendigkeit, die sie bisher an sich nicht wahrgenommen haben. Dies stärkt ihr Selbstvertrauen und ihren Glauben daran, ihre Probleme selbst lösen zu können.

Kommunikationsmöglichkeiten werden erweitert und vertieft. Der Zugang zu sich und den anderen über das Wort ist oft versperrt. In die Bildsprache aber gleitet das Unbewusste ohne Mühe, fördert Erkennen, gibt Ermutigung und Bereicherung.

Ungelöste Konflikte werden in der Regel von Konzentrationsstörungen begleitet. Der Gestaltungsvorgang jedoch nimmt sehr schnell gefangen und bindet die Aufmerksamkeit. Der*die Gestaltende vergisst alles um sich her und ist vollkommen konzentriert. In diesem Augenblick der Versunkenheit ist die Seele befreit von der Fessel ihrer sonstigen Konflikte und Ängste, was große Freude und Glücksgefühle gewährt. So lassen sich Inseln des Glücks schaffen, an die sich der*die Schöpfer*in zunehmend erinnert und die er*sie unabhängig von anderen Menschen wieder betreten kann (Schottenloher 1995, S. 136).

Quellen:
Schottenlohe
r, Gertraut: Kunst- und Gestaltungstherapie. Kösel 1995.